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Wieblingen
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Maxime Beausset
Geboren in Ancerviller, wo er auch heute lebt
Beruf: Schreiner
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Bei Maxime Beausset in Ancerviller
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Zwangsarbeit
1944/45 :
Zuerst im Waldarbeiter-Kommando Schönau bis Januar 45 (Schönau
2)
Dann in Heidelberg-Wieblingen
bei einem Schreiner
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Arbeit als Schreiner in Wieblingen
F: Haben Sie nur im Wald bei Schönau gearbeitet?
Ich habe zuerst im Wald gearbeitet, dann habe ich getauscht mit einem Kameraden,
der in Wieblingen war bei einem Schreiner. Er hat meinen Platz im Wald eingenommen,
und ich bin zur Arbeit nach Wieblingen gegangen. Das war im Monat Januar.
Ich habe mit Roland Guénaire getauscht.
Dort hat man zum ersten Mal einmal ein wenig etwas zu essen gehabt. Und dann wurde
man dort korrekt behandelt wie ein Mensch und nicht wie ein Hund.
Lager im Gasthaus „Rose“
F: Haben Sie da im Haus des Patrons gewohnt?
Nein, es gab da ein Kommando, wo alle französische Kriegsgefangene waren
und Deportierte wie ich. Das war über dem Saal eines Gasthauses, ich
weiß den Namen nicht mehr (= die heute nicht mehr existierende „Rose“).
Im Kommando dort im Restaurant gab es welche, die bei Bauern gearbeitet haben,
und es gab einen in einer Mühle und einer ging zu einem anderen Schreiner.
Das ehemalige Gasthaus Rose in Wieblingen
Besuch bei der Familie Beausset Ende 2003. Hinten
am Tisch: Jennifer vom Projekt
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Den Namen des Patrons, bei dem ich war, kann ich Ihnen sagen: Wilhelm Treiber,
Kreuzstr.2.
F: Und die Familie war nicht schlimm?
Nein, sie haben mich nie angerührt und ich hätte das nicht mit
mir machen lassen, ich war jung, aber ich hatte keine Angst. Ich habe in
der Werkstatt dort bis zur Befreiung am 30.März gearbeitet. Ich war
dort allein.
Wieblingen, Kreuzstraße 2 heute
F: Und sonntags war frei?
Am Sonntag musste man die morgendliche Arbeit machen. Der Schreiner, bei
dem ich war, hatte auch drei Kühe, und ich musste diese Tiere versorgen.
Und am Sonntagnachmittag war frei, wir gingen nach Wieblingen, manchmal nach
Heidelberg, wir sind auch auf den Königstuhl hochgefahren.
F: Ist man in die Kirche gegangen?
Manchmal bin ich gegangen, Wieblingen hatte
keine katholische Kirche, es gab eine evangelische. Aber wir waren frei im
Ausüben unserer Religion. In einem Nachbarhaus von Treiber lebten evangelische
Diakonissen. Sie haben mir sehr geholfen. Ich hatte Erfrierungen an den Füßen
vom Schnee im Odenwald. Sie haben mich versorgt, sie waren sehr freundlich. Ich
hatte ja schlechte Schuhe, Holzschuhe.
F: Gab es noch andere Kontakte im Dorf?
Nein. Aber wir waren nicht schlecht angesehen, doch wir waren auch nicht willkommen,
wir waren [wörtlich:] „Gefangene“.
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F: Haben sie diese Orte später einmal besucht?
Ich habe Wieblingen besucht, habe es mir 30 Jahre später einmal angeschaut.
Ich habe die Tochter der Familie Treiber gefunden. Der Vater war tot.
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Gilbert Cézard
Geboren 1923 in Ancerviller,
von Beruf Landwirt.
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Besuch bei Herrn Cézard in Ancerviller
im Sommer 2004
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Heimatdorf Ancerviller :
Verschleppung 8.11.44.
Ankunft in Heidelberg 11.11.44
Wir kamen im Zug an, dann sind wir in eine große Sporthalle gebracht
worden (= im Marstall). Vom Bahnhof aus sind wir zu Fuß marschiert.
Was mich bei der Ankunft in Heidelberg überrascht hat : Auf dem Bismarckplatz
gab es eine große Karte, darauf war Großdeutschland eingezeichnet.
Zwei , drei Tage warteten wir in der Sporthalle, dann kamen die Patrons…
Marstallhof in Heidelberg
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Zwangsarbeit in Eberbach
Ich war auf zwei Bauernhöfen.
Als ich von Heidelberg wegkam, kam ich
in eine Mühle mit Vieh, ich glaube « Alte Mühle »,
das war mindestens 20 km von Heidelberg, nahe einer kleinen Stadt Eberbach
.
Ich war da ganz allein mit Polen zusammen. Oh, da habe ich mir gesagt : Das
mache ich nicht mit : Nach drei, vier Tagen, war ich krank. Die Hausfrau
hat mich zum Arbeitsamt in der Stadt Eberbach gebracht. Der anwesende Beamte
hat nach einem Dolmetscher verlangt, da ich nichts verstand. Er sagte mir
: "Sie sind als sehr gesund begutachtet worden vor einer Woche ! »
Ich habe gesagt : " Die Polen essen alles weg, für mich ist nichts
mehr übrig." Darauf sagte er : "Gehen Sie weg ! Sie fahren nach
Heidelberg !"
Glücklicherweise gab es da einen Zug. Er hat mich am Arm gepackt und
in einen Zug gesetzt. Denn ich hätte eine falsche Richtung gewählt.
So bin ich allein nach Heidelberg zurückgekehrt, ich gehe zum Arbeitsamt.
Man hat mir gesagt : "Sie schlafen hier. Morgen um zehn Uhr komme
ich, da wird hier im Büro jemand für Sie sein." Also komme
ich um 10 Uhr wieder und da ist dieser Mann gekommen, Herr Zimmermann, und
ich bin mit ihm weggegangen. Wir haben die Straßenbahn genommen, das
war ganz nah,.
Das war keine Woche in Eberbach gewesen, vielleicht nur fünf Tage.
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Arbeit in Wieblingen
Und dann habe ich in Wieblingen bei einem Bauern gearbeitet, das war bei
der Familie Zimmermann. Das war vor 60 Jahren, also er ist sicher tot, aber
es gab Kinder. Sicher gibt es heute noch Zimmermanns dort. Mein Personalausweis
ist bei ihnen geblieben.
Lager im « Gasthaus zur Rose »
Wir waren im Gasthaus zur Rose untergebracht. Dort waren die zu Zivilisten
gemachten ehemaligen Kriegsgefangenen. Wir waren 20 in der Stube mit Doppelstockbetten,
in einem Saal dieses Restaurants. Als ich angekommen bin, gab es kein freies
Bett mehr und mein Patron hat für mich ein großes Doppelbett hingestellt.
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F : Gab es in Ihrem Schlafsaal Ungeziefer ?
Nein, das war sauber, wir konnten uns waschen.
Arbeit auf dem Bauernhof
Abends bin ich in diesen Saal zurück und dann am Morgen um sieben ging
man zur Arbeit. Ich habe immer im Bauernhof gegessen mit allen zusammen,
immer mit der Familie, mit dem Bauern, der Bäurin und den Kindern. Die
Verpflegung war normal, das war in Ordnung. Was die Arbeit betrifft
: das war ein kleiner Hof. Es gab nicht zu viel zu tun, und ich war jung.
Sie waren freundlich zu mir.
Ich habe Glück gehabt, die die in der Fabrik waren, die haben gelitten.
Sie waren nicht so gut dran wie die in der Landwirtschaft.
Wir aus den Vogesen waren zu fünft oder sechst im Dorf, alle auf Bauernhöfen.
Als wir nach Deutschland fort sind, war ich 21.Es gab jüngere als mich
[in unserem Dorf], die schon gestorben sind. Wir sind noch fünf Überlebende.
Maxime Beausset war nicht bei einem Bauern, sein Patron war Schreiner, ein
Wagner, wie man bei euch sagt. Aber er betrieb auch Landwirtschaft, und Schreinerei
war ja der Beruf von Maxime Beausset.
Ach, ich will mich nicht beklagen über die Monate in Deutschland.
Es ging mir also gut und ich war ja jung.
Er hat Tabak angebaut, mein Patron. Ich bekam Zigarren, wie ich wollte. Die
Bauersleute waren schon alt, sie hatten einen Sohn, der gefallen war, und
einer hatte ein Bein verloren. Ich habe dort das Rauchen gelernt, sie bauten
also Tabak an. Ich habe Zigarren
bekommen. Der Patron hatte immer zwei, drei Zigarren dabei, wenn wir zum
Pflügen gingen. Ich war 21 damals und war ans Arbeiten gewöhnt. Ich war
ja Landwirt, und das war ein kleiner Bauernhof.
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Es war Winter, wir machten
die Zuckerrüben heraus, und dann sind wir ein wenig beim Holzmachen
gewesen. Wir gingen hinauf über Heidelberg, auf den großen Berg,
auf den Königstuhl. Das waren im Wald Quadrate, das war wie in Frankreich.
Diese
Quadrate waren an Bauern gegeben worden. Wir fuhren mit der Bergbahn hinauf…
Im Saal über der Wirtschaft waren wir 23 Franzosen. Das waren Kriegsgefangene,
die schon vier Jahre da waren, sie waren Kriegsgefangene, die in Zivilisten
umgewandelt worden waren und auch auf Bauernhöfen arbeiteten. Sie waren
die Chefs, sie hatten alle ihre Freundinnen da. Wir konnten weggehen, wir
fuhren mit der Straßenbahn nach Heidelberg.
Wir hatten ein wenig Geld, etwa 40 Mark im Monat, der reguläre Lohn.
Mir ging es gut, sie waren freundlich. Das war so auf den Bauernhöfen,
das war anders als in den Fabriken.
Der Schlafsaal war ein großes Zimmer, wir waren 22 oder 23, da waren
Stockwerksbetten. Es gab einen Tisch, wo wir Karten spielten. An den Sonntagen
kochten wir uns ein bisschen etwas. Manche sammelten Eier bei den Patrons
ein, sie waren wie zu Hause, sie waren schon vier Jahre da. Wir waren zu
viert oder fünft aus den Vogesendörfern.
Die Familie war wohl protestantisch. Sonntags sah ich sie zum Gottesdienst
gehen.
Sie wussten das der Krieg verloren war. Der Mann war 75, und er musste
zu diesen Übungen, sie nannten es Volkssturm, und das mit 75 !
F : Haben Sie damals deutsch gesprochen ?
Ja, ein wenig. Wenn er mir das Pflügen zeigen, wenn er bei mir blieb,
sprach er den ganzen Nachmittag lang, aber ich verstand nichts. Wenn er lachte,
dann lachte ich, wenn er traurige Miene machte, machte ich auf traurig. Gut,
was sollte ich sonst machen? Aber im Hause habe ich sehr gut verstanden,
wenn es etwas zu essen gab.
Befreiung
Als die Amerikaner gekommen sind, haben die Patrons gewollt, dass wir bei
ihnen blieben, sie hatten Angst. Wir sind trotzdem sofort zu Fuß weggegangen,
aber wir sind angehalten worden, eine Woche lang festgehalten worden bei
Mannheim in Kasernen. Und dann sind wir mit Lastwagen nach Straßburg
zurückgekehrt.
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Annika und Pascal bei Gilbert Cézard in Ancerviller
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F : Haben Sie danach die Familie Treiber noch besucht ?
Nein, das ist schade, aber ich habe keinen Kontakt mehr gehabt. Ich bin zufällig
an ihn geraten. Und es gab da einen merkwürdigen Zufall: er hatte einen Schwiegersohn, der musste im September 1944
in Ancerviller Gräben bauen. Das war die Organisation Todt, die 1944
hier war, bei denen war der wohl beschäftigt.
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